Gemeinsames Training für den Ernstfall

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Eschweiler - Ein gemeinsames Training in der Bewältigung von Schadenereignissen wurde am heutigen Samstag, 25.10.08 im Bereich des RWE Kraftwerkes Weisweiler durchgeführt.
Angenommene Lage war der Unfall eines Güterzuges im Bereich der Zubringerstrecke zum RWE Kraftwerk Weisweiler.

Aus ungeklärter Ursache verunglückte der Güterzug in Höhe der Unterquerung der Landstraße L 241. Der Güterzug umfasste mehrere Waggons mit Gefahrgütern.
Der Güterzug beschädigte bei dem Unfall die Straßenbrücke über die L 241 nach Inden stark. Zwei Waggons blieben beschädigt im Bereich der Unterführung liegen. Die Lok mit mehreren Waggons fuhr noch ca. 200m weiter Richtung Kraftwerksgelände und kam dort zum Stehen. Mehrere Waggons des Zuges wurden bei dem Unfall so beschädigt, dass das Transportgut austrat. Es handelte sich um verschiedene Gefahrstoffe.

Die Werkfeuerwehr des RWE Kraftwerkes Weisweiler wurde von Passanten über den Unfall in Kenntnis gesetzt. Sie rückte sofort aus und alarmierte unmittelbar nach Ankunft an der Schadenstelle und Erkennen des Ausmaßes der Schadenlage über die Leitstelle des Kreises Aachen weitere Einsatzkräfte.

Es ergaben sich zwei Einsatzschwerpunkte. Zum einen an der Hauptschadenstelle ein Gefahrgutszenario mit Austritt von gefährlichen Stoffen und zum anderen die Gefahr des Einsturzes der Straßenbrücke über die L 241.

Die eingesetzten Feuerwehren sowie Einsatzkräfte der Protection Civile aus Belgien legten den Schwerpunkt der Sofortmaßnahmen auf die Niederschlagung der gefährlichen Stoffe mit Wasser und die Abdichtung der leckgeschlagenen Kesselwagen mit speziellen Geräten. Darüber hinaus sind kontinuierliche Messungen auf eventuelle Schadstoffe in der Luft erfolgt. Die Einsatzkräfte im Gefahrenbereich trugen Chemikalienschutzanzüge, um sich vor den austretenden Gefahrstoffen zu schützen. Das Arbeiten unter diesen hermetisch abschließenden Schutzanzügen ist körperlich äußerst anstrengend.

Nach dem Einsatz mussten die Einsatzkräfte fachmännisch dekontaminiert (= entgiftet) werden. Dazu wurde jeweils ein Dekontaminationsplatz für Personen von der Protection Civile und der Feuerwehr errichtet und betrieben.

Im Bereich der Straßenbrücke über die L 241 führten speziell geschulte Helfer des Technischen Hilfswerks Abstützungen an der Straßenbrücke durch, um den Einsturz zu verhindern. Hierzu verwenden sie das so genannte Abstützsystem Holz (ASH) aus vorbereiteten Holzelementen. Schwierig war hier der Transport der benötigten Einsatzmittel und des Bauholzes zur Schadenstelle. Diese lag in einem Taleinschnitt ohne unmittelbaren Zugang.

Gemäß der Übungsannahme fand der Einsatz während der Dunkelheit statt. Daher wurden mehrere Fachgruppen Beleuchtung des THW zur Ausleuchten von Einsatzstellen eingesetzt.
Die Verpflegung der Einsatzkräfte erfolgte während der Einsatzübung durch die Fachgruppe Logistik des Technischen Hilfswerks. Nach dem Ende der Übung wurde durch die Kantine des RWE Kraftwerkes Weisweiler ein Mittagessen gereicht.

Bei der vorgegebenen Übungslage handelte es sich nicht um ein typisches Einsatzszenario, welches in einem Braunkohlekraftwerk stattfinden kann, da dort keine Gefahrstoffe auf der Schiene angeliefert werden. Das Kraftwerk hat lediglich sein Schienennetz für diese Übung zur Verfügung gestellt.


Warum diese Einsatzübung?

Diese besondere Einsatzübung diente dem Training der gemeinsamen Abwehr von Schadenereignissen unter Beteiligung von Einsatzkräften der Feuerwehren aus dem Kreis Aachen (Eschweiler, Herzogenrath, Monschau, Würselen), der Werkfeuerwehr RWE Kraftwerk Weisweiler, der Protection Civile aus Belgien und des Technischen Hilfswerks aus dem Aachener Raum.

Diese Übung diente insbesondere dem gegenseitigen Kennen lernen der Einheiten, der Ausrüstung und der Arbeitsweise besonders mit Blick auf die Einsatzkräfte der Protection Civile aus Crisnée, einem kleinen Ort in der Nähe von Lüttich. Diese Einheit ist für den Bereich Lüttich bis zur deutschen Grenze hin zuständig.

Die Protection Civile aus Belgien ist eine staatliche Einrichtung der Gefahrenabwehr, die dem Innenministerium Belgiens untersteht. Sowohl hauptberufliche wie freiwillige Einsatzkräfte sind in der Protection Civile tätig und wirken dort in der Gefahrenabwehr mit. Die Aufgaben der Protection Civile sind vielfältig. So werden die Einheiten sowohl bei Öl- und Chemieunfällen gerufen, werden bei Großbränden eingesetzt und sind im Hochwasserfall tätig. Kurzum: die Einheiten der Protection Civile sind neben den belgischen Feuerwehren zur Verstärkung und Unterstützung in Spezialaufgaben in der belgischen Gefahrenabwehr tätig.

Die THW-Geschäftsstelle Aachen hält im Rahmen des Anrainerstaatenkonzeptes des THW Kontakt mit der Protection Civile und intensiviert die Zusammenarbeit unter anderem mit Hilfe solcher Einsatzübungen.

Insgesamt waren rund 180 freiwillige Helferinnen und Helfer bei dieser Gefahrenabwehrübung beteiligt.
Über 50 Gäste, unter ihnen der Inspekteur der Feuerwehr, Herr Probst, der Bezirksbrandmeister Manfred Savoir und der Referent Einsatz des THW-Landesverbandes NRW, Klaus Dieter Büttgen beobachteten die Einsatzübung und erhielten von dem Leiter der Werkfeuerwehr RWE Kraftwerk Weisweiler, Michael Kürschgen und THW-Geschäftsführer Wolfgang Friebe fachkundige Erläuterungen zum Geschehen.


Bericht: Wolfgang Friebe, THW GSt Aachen
Fotos: Erwin Emmerich, THW OV Eschweiler
Veröffentlicht: 26.10.2008


Bild1:
Einsatzkräfte unter CSA an der Einsatzstelle; im Hintergrund eine Fachgruppe Beleuchtung des THW

Bild2:
Blick auf die Schadenstelle mit den leckgeschlagenen Kesselwaggons

Bild3:
Dekontamination der eingesetzten Kräfte


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